Lass deine Hände machen was du kannst, dann kann dein Geist fliegen. **

Für den Notfall

Teil 1

Vor ein paar Wochen hatten wir die Möglichkeit, an einem übrigens sehr gut gestalteten Kurs zum Thema medizinischer Notfall und Wiederbelebung teilzunehmen. Obwohl das nicht der erste Kurs dieser Art für uns war, war es doch gut, sich mal wieder mit diesem Thema zu beschäftigen.
Es kann immer etwas passieren, egal ob zu Hause, oder anderswo und ich wäre auch froh, wenn mir im Notfall jemand helfen könnte.

Teil 2

Neulich hatten wir ein langes Gespräch am Familientisch.

  • Was passiert eigentlich, wenn euch was passiert?
  • Was ist zu tun?
  • Wer ist zu benachrichtigen?
  • Wem muss man eventuelle (dienstliche) Termine absagen?
  • Wo findet man die Kontaktdaten?
  • Wo findet man welche wichtigen Dokumente?
  • Gibt es eine Patientenverfügung?
  • Gibt es eine Generalvollmacht?
  • Gibt es ein Testament?
  • usw.

Das sind alles Fragen, vor denen man sich gern drückt, weil sie unangenehm sind. Trotzdem ist es wichtig darüber zu reden. Gerade die engsten Angehörigen sollten damit nicht allein gelassen werden. Man kann vorsorgen.


Als Resultat und auf Bitten aus dem Familiengespräch haben wir uns an den Rechner gesetzt und diese und weitere Antworten schriftlich beantwortet.
Es ist eine Art To-Do-Liste für den Notfall geworden.

Schon vor einigen Jahren hatten wir mit notarieller Beratung eine Patientenverfügung, Generalvollmachten und ein Testament geschrieben und dieses beim Notariat hinterlegt.
Bei der Zusammenstellung der Notfallliste ist aufgefallen, dass wir mal wieder die Adressen der Angehörigen aktualisieren müssen. (Gut, dass das jetzt aufgefallen ist.)

Teil 3

Generalprobe 🫣

Ne, ist gar nicht witzig.
Hier ging die Influenza durchs Haus. Gerade schien der Hausherr wieder auf dem steigenden Ast zu sein, war gestern mit seinem Auto zum Reifenwechsel und zum Autowaschen. Danach war er völlig fertig. Ok, er ist wohl doch noch nicht so fit, wie er gedacht hatte.

Am Nachmittag sagte er dann: „Boh, meine Gliederschmerzen sind wieder da.“ Später dann: „Boh, die Schmerzen lassen nicht nach und jetzt drückt es auf der Brust.“ 🤨🤔 Noch war es unspezifisch und wir schoben die Schmerzen auf die noch nicht ganz auskurierte Grippe.

Nachts um 3 werde ich geweckt: „Du, die Schmerzen … im linken Arm und auf der linken Seite der Brust… “ 😮
Ich habe nicht mehr gezögert. Nein, ich habe nicht die 116117, also den ärztlichen Notdienst, sondern die 112, den Rettungsdienst, angerufen. Schließlich hatte ich ja gerade wieder eine Auffrischung in Sachen Erste Hilfe.


Notruf / Rettungsdienst

Wie lernen es die Kinder?

Linker Daumen hoch für die 1

rechter Daumen hoch für die 1

beide Daumen zusammen für die 2

112


Keine 10 Minuten später standen zwei blinkende Autos in der Dunkelheit vor dem Haus.


Vier Leute fluteten mit piepsendem und blinkendem Gerät das Wohnzimmer und am Ende stand fest: „Wir nehmen ihn auf jeden Fall mit. Das sollen sich die Kardiologen anschauen.“
Er durfte nicht einmal die paar Schritte zum Rettungswagen laufen. „Nein, Sie bleiben hier sitzen, wir holen einen Stuhl“, hieß es streng.

So verschwand er im Rettungwagen, bekam gleich noch eine Infusion gelegt, damit das Herz besser durchblutet wird und dann ging´s ab in die Klinik.

Im besten Fall wäre es nur eine neue Erfahrung. 35 km mit dem Rettungswagen und zum allerersten Mal selbst im Krankenhaus. Ok, man hätte ihm die Erfahrung aber auch gern erspart. 😐

Dass ich nicht gleich mitfahren kann/soll, war mir schon klar. Er verschwindet eh in der Notaufnahme, wo man keine aufgeregte Angehörigen gebrauchen kann.

Ich habe eine Telefonnummer und eine Wegbeschreibung bekommen. „In zwei Stunden können Sie dort anrufen und fragen.“

Gegen 6 Uhr lag er auf der Intensivstation. Nach Aussagen der Stationsschwester ging es ihm „recht gut“.
Gegen 12 Uhr hatte er einer Schwester der Station ein Telefon aus dem Kreuz geleiert 😅und mich angerufen: „Man hat mich wieder auf die Beine gestellt“, waren seine ersten Worte. 😀
Er hatte im Rettungswagen auf dem Weg in die Klinik einen Herzinfarkt. Die starken Schmerzen waren nur die Vorboten. Er war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und somit unmittelbar in medizinischer Behandlung.

Besser hätte es nicht laufen können. Er hatte sich rechtzeitig gemeldet und ich hatte sofort die richtige Hilfe angefordert.
Wahrscheinlich ist er ohne Schaden davon gekommen.
Darf ich bei all dem happy sein??

Als Sofortmaßnahme hat man ihm zwei Stats durch den Arm an die betroffenen Stellen geschoben. Man machte ihm Hoffnung, dass er mit ein paar weitern Stants nach einer Woche wieder nach Hause darf. 😀
Wir (*) werden einige Stellschrauben an unserem Leben drehen müssen, aber auch das werden wir schaffen. Man wächst mit seinen Aufgaben.
(*) Ich schreibe bewusst „wir“, denn Krankheit betrifft immer irgendwie die gesamte Familie.)

Es war alles vorbereitet

Aus Teil 1:
So ein Erste-Hilfe-Kurs rettet Leben!

Aus Teil 2:
Keine 12 Stunden, nachdem wir unseren Notfallplan zusammengeschrieben hatten, habe ich einen Teil davon gebraucht.
Es war Ostersonntag. Somit hatte ich zwei (Feier-)Tage Zeit, um mich um Absagen zu kümmern. Ich weiß, wo ich die bevorstehenden Termine und die Ansprechpartner finde, wo ich finde, welche Hotels abgesagt werden müssen usw.

Es ist eine Ausnahmesituation. Man macht sich Sorgen und vieles muss sofort bedacht und zeitnah erledigt werden.
Somit ist es ungeheuer beruhigend, einfach nachschauen und dann handeln zu können.

und die Moral von der Geschicht

Es kann immer und überall irgendetwas passieren, egal im welchem Alter.

  • Macht einen Erste-Hilfe-Kurs. Mit dem Wissen könnt ihr Symptome besser einschätzen und euer oder das Leben anderer retten.
  • Es ist gut, mit Vertrauenspersonen darüber zu sprechen was im Notfall zu tun ist und wo notwendige Papiere und Unterlagen zu finden sind.
  • Eine Patientenverfügung würde ich jedem ans Herz legen, die eine Vertrauensperson berechtigt, medizinische Belange im eigenen Interesse zu regeln. Es entlastet die Angehörigen ungemein, wenn sie mit diesem Leitfaden Entscheidungen treffen können/dürfen.
  • Eine Generalvollmacht ermöglicht es einer Vertrauensperson (fast) alle geschäftlichen Dinge zu erledigen. Sie gilt sowohl zu Lebzeiten, als auch nach den Tod.
  • Ein Testament schütz im besten Falle die Angehörigen vor Streit.

Sorgt vor und passt auf euch auf!

Übrigens: Ich weiß wo der Rettungswagen und der Notarztwagen stationiert sind. Dort bin ich gestern hingefahren und habe mich für Ihre lebensrettende Arbeit bedankt.
Klar ist das ihr Job, aber ich denke, dass man sich trotzdem bedanken kann. Dabei breche ich mir keinen Zacken aus der Krone.

15 Kommentare

  1. miteigenenhaenden

    Vielen Dank für die Genesungswünsche!
    Ich habe riesiges Glück gehabt, dass alle Personen zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren.
    Liebe Grüße vom Hausherrn

  2. Gabi

    Alles Gute für deinen Mann und gute Besserung!

    Wie gut, dass ihr euch vorher mit diesen Themen auseinander gesetzt habt. Ich musste beruflich regelmäßig Erste Hikfe Kurse auffrischen. Ist wirklich sehr hilfreich!

    Ich habe auch eine Liste mit allen Digitalaccounts und schaue auch immer wieder durch, ob was von den Accounts weg kann. Es gibt ausgewählte Menschen, die im Notfall wissen, wie sie daran kommen.

    Ich habe auch eine Übersichtsliste mit allen regelmäßigen Zahlungen (Miete, GEZ usw. usw.). Einschließlich Vertragsnummern, Kontaktadressen, wie und wann kündbar. So muss weder ich (oder um Notfall jemand anderes) sich lange durch analoge oder digitale Unterlagen wühlen bzw. die erstmal finden.

    Ich aktualisiere das ca. 2x im Jahr. Es ist sehr erleichternd das geregelt zu haben.

    • miteigenenhaenden

      Wau Gabi!
      Du bist echt gut organisiert.
      Bei uns stehen alle Unterlagen auch zentriert in einem Regal, aber sie sind nicht so gut aufbereitet (glaube ich). Muss ich mal nachschauen.
      Eine Übersicht über Ausgaben und Einnahmen und alle Konten haben wir im Haushaltsbuch. Das hilft nicht nur im Notfall.
      Liebe Grüße, Sibylle

      • Gabi

        Alles im Haushaltsbuch – das ist auch eine Idee. Bei mir ist das bislang getrennt. Mal schauen, ob ich das nicht auch mal umstelle.

  3. Alexandra

    Liebe Sibylle, erstmal gute Besserung an Deinen Mann und was für ein Glück, dass es gut ausgegangen ist. Ja, die Vorbereitung auf solche Situationen…. manchmal braucht es echt einen Weckruf vorher. Ich hatte quasi zwei. Zum einen hab ich damals in meiner Banklehre in einer Filiale (ja, da gabs noch Filialen) öfter das Erlebnis, dass Ehefrauen nach dem Tod des Mannes nicht direkt ans Geld kamen, weil eben nicht geregelt (und das war emotional echt schlimme und entwürdigend für die Frauen). Zum anderen haben wir bei meinem Schwiegervater erlebt, dass ein Krankenhaus die selbstgeschriebene Patientenverfügung nach anerkennen wollte. Das war ein echtes Drama. Im Ergebnis haben wir danach ein paar Euro in die Hand genommen und diverse Dinge direkt notariell geregelt. Das hatten wir vorher immer vor uns her geschoben. Wer gibt schon gerne GEld dafür aus? Einen Erste-Hilfekurs hätte ich eigentlich nächste Woche gehabt (auf der Arbeit), wenn ich nicht Ostersamstag mir die Grippe eingefangen hätte. Den musste ich leider absagen. Hole ich aber nach. Aber stimmt, ich sollte mal anregen, dass mein Mann auch mal ne Auffrischung macht. Mein eigener Kurs nützt ja mir nix, wenns mir schlecht geht. 😉 lg alexandra

    • miteigenenhaenden

      Danke für das Berichten deiner Erfahrungen!
      Ich richte den Gruß nachher aus.
      Liebe Grüße, Sibylle

  4. Karin

    Gute Besserung 🍀 und vollständige Genesung!!!
    Ich habe auch vor, wieder einen Erste Hilfe Kurs zu buchen; es ändert sich ja auch immer mal was und dann sollte man auf dem neuesten Stand sein.
    Ja und die andere Vorbereitung Testament, Vollmachten usw. sind auch sehr wichtig. Nicht nur, wenn man älter ist sondern auch bei Unfällen usw. Es kann so schnell etwas passieren!
    LG Karin

    • miteigenenhaenden

      Danke, ich richte die Grüße aus.
      Liebe Grüße, Sibylle

  5. Domics Pinnwand

    Oh je – Gute Besserung! In unserer Tageszeitung war neulich ein Artikel über eine junge Witwe, deren Mann bei einem Unfall ums Leben kam. Obwohl sie selbst IT-lerin ist, hat sie ewig gebraucht, bis sie Zugang zu allen Konten – nicht nur Bank, sondern auch irgendwelche Apps uws. hatte, weil er die so gut gesichert hatte, das selbst ITler Freunde nicht rangekommen sind. Er war noch keine 40, da denkt man halt, man sei unsterblich. Und jetzt lese ich Deine Geschichte – das ist definitiv der Tritt in den Hintern, den ich benötige, um mich endlich mal um dieses ganze „Gedöns“ zu kümmern! Muss ja nicht mal „das Schlimmste“ sein – reicht ja, das jemand nach einem Unfall für einige Zeit außer Gefecht gesetzt ist und gerade nicht kommunizieren kann. Danke fürs Teilen!

    • miteigenenhaenden

      Hallo Dorothea,
      du hast es richtig erkannt: Der Artikel soll ein Aufruf sein, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Auch ich kenne das `ich müsste mich mal´ um … kümmern.
      Diese digitalen Sachen werden wirklich unterschätzt.
      Was viele nicht wissen: Wer auf welches Konto Zugriff haben darf, muss bei der Bank hinterlegt sein, oder man braucht eine geeignete Vollmacht. Im Todesfall werden automatisch erst einmal alle Konten gesperrt. Dann stehen die Hinterbliebenen erst einmal blöd da, wenn das Geld wirklich gebraucht wird. Natürlich werden die Konten später für berechtigte Personen zugänglich gemacht, aber das dauert.
      Lieb Grüße, Sibylle

  6. Ines

    Alles Gute für die Genesung! Großartig, dass alles so gut geklappt hat.

    Was viele vergessen sind Zugänge zu digitalen Daten zu hinterlegen aus Angst, Passwörter zu teilen.

    Kommt gut durch diese Zeit!

    • miteigenenhaenden

      Danke Ines!
      Es wird werden.
      Du hast Recht. Das Digitale darf man nicht vergessen.
      Liebe Grüße, Sibylle

  7. Queen All

    Auweia, was für eine Geschichte! Alles Gute für deinen Mann und natürlich auch für dich. Wie du schreibst, trifft so eine Situation in einer Partnerschaft immer beide.
    Den Erste Hilfe Kurs haben wir im Rahmen unseres Tauch-Hobbys aufgefrischt und da einen Stress&Rescue-Kurs gemacht. Es schadet aber durchaus nicht, auch andere Möglichkeiten wahrzunehmen und für Ersthelfer im Unternehmen zahlen die selbigen auch die Kursgebühren – in den Genuss bin ich auch schon diverse Male gekommen. Zum Glück musste ich das Gelernte noch nie einsetzen.
    Was das Testament angeht, haben mein Mann und ich zwar jeweils eines aufgesetzt aber das liegt bei uns zu Hause. Nicht ideal, wenn uns beiden was zustoßen sollte. Immerhin reden wir offen darüber aber da ist noch ganz viel Luft nach oben.
    Liebe Grüße und gute Besserung an deinen Mann!

    • miteigenenhaenden

      Danke, Vanessa.
      Ich werde es ihm ausrichten.
      Liebe Grüße, Sibylle

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