Lass deine Hände machen was du kannst, dann kann dein Geist fliegen. **

Die kleinen Tütchen

Backhelfer oder teuer erkaufte Bequemlichkeit?

Jetzt kurz bevor viele in die obligatorische Weihnachtsbäckerei starten, bieten Supermärkte und Discounter Backzutaten in ihren Werbeblättchen feil. Sehr praktisch.

Alles gut, oder?

Natürlich ist es bequem. Diese Tütchen sind gebrauchsfreundlich portioniert, es steht drauf, wie der Inhalt zu verarbeiten ist und sie sind einfach zu handhaben.
Wenn man nur alle Jubeljahre mal packt, ist das bestimmt die einfachste Lösung. Wer aber öfter kocht und backt, ist von mir herzlich eingeladen, mal etwas genauer hinzuschauen, denn nur weil´s „schon immer so war“, muss es ja nicht so bleiben. 😉

Zum Müll

Auch wenn es meist nur kleine Tüten sind: recyclefähig sind die alle nicht. Die einen sind aus Papier, was sich gut wiederverwerten ließe, aber die Stücke sind so klein, dass die durchs Sieb fallen.
Für Packungen aus Kunststoff gilt das gleiche. Viele sind zu klein, oder sie bestehen aus irgendwelchen Kunststoffverbindungen, die kaum noch zu trennen sind und werden deshalb auch meist verbrannt.
Nicht besser sind die Tüten, die aus mehreren Materialschichten bestehen. Mir erschließt es sich zum Beispiel nicht, warum manche Tütchen aus Aluminium + Plastik bestehen müssen. Auch wenn diese Verpackungen in den gelben Sack (die gelbe Tonne) gesteckt werden dürfen, werden die Schichten in der Realität nicht getrennt. Das ist viel zu aufwendig und manchmal technisch auch kaum möglich. Sie werden also verbrannt.
Alles was nicht wieder aufbereitet wird, wird verbrannt! „Thermisch verwertet“, heißt das in Deutschland. Das klingt besser.

Zu den Inhaltsstoffen. Ist alles unbedenklich?

Backpulver
Inhaltsstoffe: Natriumhydrogencarbonat, Stärke und Diphosphat

–>  Diphosphat (E450a): Die Menge macht das Gift.
Im Gegensatz zu den natürlich in Lebensmitteln vorkommenden Phosphaten, überschwemmen künstlich zugesetzte Phosphate den Körper. Sie lagern sich beispielsweise an den Innenwände der Blutgefäße ab und können so Arteriosklerose begünstigen. Durch zu viel Phosphat im Blut wird Kalzium aus den Knochen gelöst, welche davon brüchig werden und Phosphat lässt Haut und Muskeln schneller altern.
Die Dosis macht das Gift: Hohe Phosphor- bzw. Phosphatwerte haben Wurstwaren, Fertiggerichten, Cola, Schmelzkäse, Kondensmilch, usw.

Tortenguss
Inhaltsstoffe: Stärke, Carrageen, Säuerungsmittel

–>  Carrageen (E407). Menschen mit entzündlichen Darmerkrankung, wie zum Beispiel Morbus Crohn sollten auf Carrageen verzichten. Manche Menschen reagieren auch allergisch auf den Stoff. In Bioland-, Demeter- und Naturlandprodukten ist aus diesem Grund kein Carrageen enthalten.
Einen interessanten Artikel darüber gibt es hier.

Sahnesteif
Inhaltsstoffe: Traubenzucker, modifizierte Stärke, Trennmittel Calciumsulfat (E516)    

–> Das Hydrat von Calciumsulfat (CaSO4) ist Gips (CaSO 4 ∙ 2H 2O) 😉

Vanillinzucker
Inhaltsstoffe: Zucker und Vanillin.
Vanillin ist ein Aroma und hat nur sehr selten etwas mit der Vanilleschote zu tun. Vanillin wird meist aus Erdöl hergestellt. Natürliches Vanillin meist ebenfalls wenig nachhaltig mit Hilfe von Kupfer aus Holz gewonnen.
Laut SWR-Bericht vom März 2023 gibt es ein neues Verfahren, womit über ein kostengünstigeres und umweltschonenderes Verfahren Vanillin aus den Abfällen der Papierherstellung erzeugt werden kann. Der Anteil betrug im März 2023 6 bis 7%.

Zum Preis

Auf den ersten Blick sieht der Preis harmlos aus. Viele Päckchen bekommt man für ein paar Cent, aber wenn man mal den Kilopreis anschaut kann einem teilweise schwindelig werden.
Der Artikel stammt ursprünglich aus meinem alten Blog. Im Januar 2019 hatte ich die Preise direkt im Laden notiert. Aktuell habe ich ihn überarbeitet und die 11/2023 gültigen Preise ergänzt:

(1) Preise im Laden selbst notiert
(2) Preise laut Internetquelle , 13.11.2023, 11:00 Uhr

Ja, die Preissteigerungen haben auch hierbei durchgeschlagen. Etwa +16%.

Meine Alternativen

Vor einigen Jahren bereits habe ich mich gefragt, ob es da nicht Alternativen gibt. Ich habe sie gefunden, weshalb ich auch extra im Laden Preise und Inhaltsstoffe recherchieren musste, denn im meinen Küchenschrank stehen keine Tütchen mehr.

Ich nehme wieder die Beispiele von oben

Backpulver
Ich backe nicht mehr mit Backpulver, sondern mit reinem Natriumhydrogencarbonat (= Natron = „Baking Soda“ = NaHCO3), also dem Hauptbestandteil von Backpulver.
Dabei gibt es 2 Vorteile: Backpulver enthält Stärke, die glutenhaltig sein kann.  Bei reinem Natron brauche ich darauf nicht achten, außerdem erspare ich mir das Diphosphat. Natron kaufe ich aktuell für 2,58€/kg – verl. 4,33 €/kg Tütenpreis.

Tortenguss
Statt Tortenguss verwende ich Kartoffelstärke. Dabei koche ich den Fruchtsaft für die Torte wie einen Pudding und gebe ihn heiß über die Früchte.
Alternativ kann man auch Gelatine oder Agar-Agar nehmen.

Kartoffelstärke kostet ab etwa 3,60 €/kg – vergl. 4,33 € Tütenpreis.

Gelatine. Da ich kein Veganer bin, brauche ich die nicht ersetzen und ich kann sie günstig übers Internet beziehen. 1 Kilo Gelatine kostet ab 16 € – vergl. 49,50 €/kg Tütenpreis.

Sahnesteif

Ich gebe auf 1/4 Liter Sahne 1 Messerspitze Zucker und eine Messerspitze Maisstärke, die ich vorher verrührt habe. Zucker kostet 1,49 €/kg und Maisstärke 3,22 €/kg. Damit liegt der Kilopreis bei rund 2,35 €/kg – vergl. 9,75 €/kg Tütenpreis. Da ich für die Sahne aber nur Minimengen benötige, liegt der Preis für mein selbstgemachtes Sahnesteif bei unter einem Cent.  … und ich erspare mir das Calciumsulfat.

Vanillinzucker

Ich stelle echten Vanillezucker (nicht Vanillinzucker) ganz einfach selbst her. Dazu gebe ich in ein Glas Zucker die ausgekratzte Schale einer Vanilleschote, die ich z.B. vom Vorbereiten meines Vanillepuddingpulvers übrig habe, lasse dieses ein paar Tage durchziehen und fertig ist der Vanillezucker. Kostenpunkt ~1,60 €/kg – vergl. 3,75 €/kg Tütenpreis.

Lohnt sich der Umstieg?

Für mich lohnt sich der Umstieg. Ich habe die Inhaltsstoffe selbst im Griff, viel weniger nicht recyclebaren Müll und ich spare einiges an Geld.

Kleinvieh macht auch Mist. 😉

5 Kommentare

  1. FrauHummel

    Der Umstieg lohnt sich in jedem Fall! Eins kommt zum andern, auch wenn es im ersten Moment wirklich nur kleine Veränderungen sind! Stell dir vor was wäre, wenn sich alle Gedanken machen würden…..
    Ich erinnere mich daran, dass Oma immer Maisstärke mit Fruchtsaft angerührt hat, um ihre (suuuuperleckeren!!) Früchtekuchen mit Gelée zu überziehen. Die waren ein Träumchen! Sowieso habe ich vieles von meiner Oma und Grosi übernommen. Ihre natürlich nachhaltige und sorgsame Art hat mich schon als Kind beeindruckt.
    Wenn ich wirklich mal Vanillezucker brauche, dann kaufe ich den teuren mit Bio-Bourbon-Vanille drin. Das ist es mir dann wert. Und wozu braucht man Sahnesteif? Richtiger, guter Rahm wird auch von alleine so steif, wie er sein soll, oder?
    Übrigens habe ich heute Mittag versucht, deine Kürbis-Mais-Puffer zu braten. Beim Versuch ist es geblieben- es wurde eine Gemüsepfanne mit Ei und Kräuterquark, 😂. Aber, wie HH meinte, sehr lecker. Nadann!
    Hab einen gemütlichen Sonntag weiterhin, herzliche Grüsse!

    • miteigenenhaenden

      Hm, das mit den Puffern ist schade. Woran mag es gelegen haben? Zu wenig Ei auf zu viel Kürbis? Zu viel Feuchtigkeit im Teig? Zu große „Fladen“, die beim Wenden auseinander fallen? Hm.
      Es freut mich, dass es trotzdem geschmeckt hat.
      Liebe Grüße in die Schweiz!
      Sibylle

  2. Gabi

    Verstehe ich das richtig, dass du als Backpulver Ersatz tatsächlich nur Natron nimmst? Üblicherweise wird darauf hingewiesen, dass noch eine Säure nötig sei. Wie ist das denn bei dir? kommst du ohne so eine Säure aus?

    • miteigenenhaenden

      Hallo Gabi,
      ja ich nehme nur Natron = Natriumhydrogencarbonat. Das zerfällt bei einer Temperatur höher als von 65°C in Natriumcarbonat, Kohlenstoffdioxid und Wasser.
      Mit Säure reagiert es ebenfalls und es bildet sich dabei auch Kohlenstoffdioxid und Wasser.
      Wobei das Kohlenstoffdioxid entscheidend ist. Dieses bildet die Bläschen im Teig, die den Teig beim Backen aufgehen lassen. Es ist also beim Backen egal, ob man Säure in den Teig gibt oder nicht.

      Wenn üblicherweise auf Säure hingewiesen wird, weiß ich nicht, ob das das Henne-Ei-Prinzip ist. Man nimmt an, dass Säure notwendig ist, weil Säure im handelsüblichen Backpulver drin ist und man gibt Säure ins Backpulver, weil der Kunde erwartet, das Säure drin sein muss. 🤔 Ich weiß es nicht.

      Kannst ja mal ganz simpel Pfannkuchen backen. Maismehl, Reismehl, Maisstärke, Kartoffelstärke etwa zu gleichen Teilen, 1-2 Eier und etwas Wasser. Erst backst du einen ohne Natron, dann einen mit einer Msp. Natron.

      Liebe Grüße,
      Sibylle

      • Gabi

        Wunderbar! Danke für den Tipp 👌

© 2024 miteigenenhaenden

Theme von Anders NorénHoch ↑

Translate »