Lass deine Hände machen was du kannst, dann kann dein Geist fliegen. **

Wieviel kostet es, Wäsche in der Wohnung zu trocknen?

„Nichts.“, würde mancher spontan antworten. Aber so einfach ist es nicht.


Angstoßen hat mich Kommentator Julian unter meinem Beitrag „Wenn die Wäsche dampft„. Er schrieb: „Man spart auch etwa 3,5 kWh für eine 5 kg Ladung Wäsche gegenüber der Trocknung in der Wohnung / Keller, das ist die Verdampfungsenthalphie des Wassers, …“

Verdampfungsenthalphie. Boh, da musste ich aber ganz, ganz tief in meinem Hirnkasten graben. Thermodynamik. Ja, hatte ich mal gelernt – vor ~40 Jahren und nie wieder gebraucht … das hat mich gewurmt.

3,5 kWh für 5 kg Wäsche hatte Julian geschrieben. Hm. Echt so viel?? 😮
Interessante Frage – gerade in Zeichen der hohen Eneriekosten.


Nun, ich will und kann Julians Zahlen nicht in Zweifel ziehen, denn ich weiß nicht, welche Werte außer den 5 kg Wäsche er zugrunde gelegt hatte, für mich ließ der Wert aber einige Fragen offen, die ich für mich beantwortet haben wollte.
(Hier im Südwesten nennt man solche Leute „Dickbrettbohrer“ 😂 Ja, ist wohl was dran. 😁)

  • Sind die 5 kg Wäsche tropfnass oder geschleudert aufgehängt worden?
  • Wenn sie geschleudert wurden, wie stark wurden sie geschleudert? Wieviel Restwasser ist in der Wäsche?
  • Wie warm ist die Wohnung, in der die Wäsche getrocknet wird?

Ich habe die Frage (für mich) neu aufgerollt und etwas recherchiert.


Wie nass ist die Wäsche nach dem Schleudern?

Da ich davon ausgehe, dann kaum jemand seine Wäsche tropfnass aufhängt (außer in Ausnahmefällen), habe ich geschaut, wie nass die Wäsche nach dem Schleudern aus der Waschmaschine kommt und bin auf Schleuderwirkungsklassen gestoßen. Diese gibt es von A bis G. Danach liegt der Wassergehalt nach dem Schleudern irgendwo zwischen unter 45% bis über 90% des Wäschegewichtes.

Diese Schleuderwirkungsklasse ist in der Beschreibung der Waschmaschine angegeben. Meine hat A. Damit sollte meine Wäsche eine Restfeuchte von unter 45% haben.
Wenn ich also 5 kg Wäsche wasche und schleudere, werden in der Wäsche rund 2,3 Liter Wasser enthalten sein, was beim Trocknen auf der Leine verdunsten muss, damit die Wäsche trocken ist. (Ja, zu 100% ist auch getrocknetet Wäsche nicht trocken, aber wir nehmen es mal an.)

Wieviel Energie brauche ich um 2,3 Liter Wasser zu verdunsten?

Um das sagen zu können, ist noch ein weiterer Wert ausschlaggebend: Wie warm ist die Raumluft?
Bei uns liegt die Raumtemperatur bei etwa 18°C.


Jetzt kann man rechnen, oder weil ich manchmal ein fauler Mensch bin, mit einem Online-Rechner rechnen lassen:

…und was kostet das?

Wenn also in meiner Wäsche noch 2,3 Liter Wasser enthalten sind, brauche ich rund 1,6 kWh für Heizenergie für den Raum extra, in dem der Wäscheständer steht.
Bei unserem derzeitigen Gaspreis von 18,21 ct/kWh kostet das Trocken in der Wohnung bei mir ungefähr 0,29€.

Was kostet das Trocknen mit dem Wäschtrockner?

Laut Beschreibung verbraucht mein Wäschtrockner 2,5 kWh für 5 kg Wäsche mit 42% Restfeuchte.
Das entspricht bei unserem heutigen Strompreis von 44,51 ct/kWh 1,11€.

Was kostet das Trocknen an der frischen Luft?

Nur etwas Mühe. 😉

12 Kommentare

  1. Julian

    Hallo Sibylle,

    schön, dass ich dich inspririeren konnte und deine solide Nachrechnung. Stimmt alles. Nun sollte ich das Geheimnis lüften, wie ich auf einen viel höheren Wert gekommen bin. So schlecht schleudert meine Waschmaschine auch nicht und ich habe zwar mit 20 °C Raumtemperatur gerechnet, das macht aber kaum was aus.
    Ist das Wasser erst mal von der Wäsche verdunstet, ist es als Feuchte in der Raumluft. Und da kann nicht beliebig viel Wasser hin, sonst schimmelt es irgendwann in den Ecken. Also muss die feuchte Luft rausgelüftet werden. Sei es innen 20 °C und 65 % relative Feuchte, nimmt die Luft 11,2 g Wasser pro Kubikmeter auf. Draußen hat es z.B. 0°C und 90 % Feuchte, dort sind es 4,4 g. Um die 2,3 kg Wasser rauszubekommen müssen also etwa 330 Kubikmeter Luft ausgetauscht werden 2300 / (11,2 – 4,4). Diese 330 Kubikmeter müssen dann wieder von Null auf 20 °C erwärmt werden, bei eine Wärmekapazität von etwa 1kJ pro Grad und pro Kubikmeter werden 330 * 20 * 1 = 6600 kJ benötigt, das sind dann wieder 1,8 kWh und erklärt die Differenz.

    Ich habe eine Kellerlüftung gebaut, die die Feuchte und Temperatur innen und außen misst, dann die Absolutfeuchte berechnet und wenn es draußen trockener ist als drinnen für 10 min einen Ventilator anschaltet. Seitdem ich das hab, habe ich einen schön trockenen Keller im Sommer, da er dann in trockenen kalten Nächten läuft. Bei so einem System kommt man vermutlich der Abschätzung 1 Kubikmeter trockene Luft rein = 1 Kubikmeter feuchte Luft raus recht nahe. Bei einem offenen Fenster vermischt sich die Strömung und es wird weniger effizient. Effizienter würde es, wenn man eine Lüftungsanlage mit Wärmetauscher hat, das steht bei mir noch auf der Bastelliste wenn mir mal langweilig wird.
    Natürlich kann man sagen, das man eine Wohnung eh lüften muss, um CO2 und Mief loszuwerden, häufig trocknet Wäsche aber da, wo kein Mensch ständig ist.

    Draußen trocken ist definitiv das effizienteste und billigste

    • miteigenenhaenden

      Hallo Julian,
      danke für deine Erfgänzung und die Erklärung deiner Berechnung. Jetzt kann ich deine Zahlen auch nachvollziehen.
      Du scheinst ein echter Tuftler zu sein. Eine Kellerlüftung ist auf jeden Fall besser als zur falschen Zeit zu lüften und so den Schimmelbildung zu fördern. Alle Achtung!
      Gruß, Sibylle

    • Anja

      Hallo Julian, hallo Sibylle,

      das ist eine sehr spannende Rechnung, die ihr hier aufmacht.
      Man findet selten so durchgerechnete Beispiele (außer vllt mal auf Utopia).
      Wir stellen uns auch häufig die Frage, wieviel Energie dieses oder jenes braucht und wie man durch Wissen Energie sparen kann. Zu dem Thema hatten wir auch einen Adventskalender zusammengestellt 😉
      Über eure Rechnung oben habe ich eine Weile nachgedacht und mir dann die Frage gestellt, ob du, Julian, nicht dieselbe Menge Energie zweimal rechnest?
      Also wenn man jetzt mal überlegt, könnte es zwei Abläufe geben, wobei der Zustand nach dem Wäschetrocknen gleich dem Zustand vor dem Trocknen sein sollte (sorry, das ist jetzt wahrscheinlich eine typische IT-Sichtweise 😉 ):
      1. a) Raum kalt, Wäsche rein – b) erwärmen, währenddessen trocknet die Wäsche – c) lüften
      2. a) Raum warm, Wäsche rein – b) Wäsche trocknet – c) lüften – d) danach wieder erwärmen
      Man bräuchte in 1a oder 2d Energie – und zwar grob gesagt die gleiche Menge, denn man möchte ja denselben Raum heizen. Klar ist das eine sehr grobe Rechnung, weil man ja auch mal zwischendurch lüftet und es sicher auch drauf ankommt, wie kalt die Luft von außen ist im Vergleich zu wie kalt die Luft im ungeheizten Raum wirklich ist.
      Kurz gesagt: Die Menge Energie, die den Raum erwärmt, ist doch gleich der Energie, die die Wäsche trocknet, oder?
      Aber habe ich da einen Denkfehler drin?

      Übrigens, hat jemand einen guten Tipp zum Wäschetrocknen zu dieser Jahreszeit?
      Unsere Heizung ist aus, draußen sind es 5-15° mit häufigem Regen, drinnen haben wir ~18-20°. Also keine große Differenz und die Luft von draußen ist auch noch feucht.
      Wie trocknet ihr da Wäsche a) schnell b) ohne dass die Wohnung auskühlt?

      Viele Grüße
      Anja

      • miteigenenhaenden

        Hallo Anja,
        den Link habe ich rausgelöscht. Der geht nicht durch meinen Spamfilter. 😉

        Wie ich das mit der Wäsche zu dieser Jahreszeit mache? Ich wasche möglichst dann, wenn das Wetter entsprechend ist, dass ich draußen zumindest vortrocknen kann. Die Temperatur spielt dabei keine Rolle. Wie ich schon in meinem Beitrag „Wenn die Wäsche dampft“ geschrieben habe: Wäsche trocknet auch bei Frost.

  2. Queen All

    Das ist ja mal interessant, darüber hatte ich auch noch nie nachgedacht. Um es noch ein bisschen komplizierter zu machen … was, wenn jemand einen strombetriebenen Luftbefeuchter nutzt? Wir leben seit kurzen mit Fußbodenheizung und angesichts trockener Luft habe ich schon darüber nachgedacht, den Wäscheständer ins Wohnzimmer zu holen. Ein elektrischer Luftbefeuchter kommt nicht in Frage, ich versuche mein Glück noch mit Pflanzen.

    • miteigenenhaenden

      Hallo Queen All!
      Puh, wie das mit eurem angedachten strombetriebenen Luftbefeuchter ist, kann ich nicht (so einfach) sagen. Dazu müsste man wissen, was der an Feuchtigkeit „ausspuckt“, wie hoch eure Raumtemperatur ist, wieviel der zugeführten Feuchtikeit tatsächlich in der Raumluft bleibt usw., usw. Das ist wohl eher eine Frage für jemanden, der da tiefer in der Materie steht als ich und der eure genaueren Daten kennt.
      Aus dem Bauch heraus würde ich aber sagen, wenn ihr Wäsche im Raum trocknet, könnt ihr auf einen strombetriebenen Luftbefeuchter verzichten. Nützlich wäre ein Hygrometer. Die gibt´s für unter 10 Euro. Damit könnt ihr zumindest sehen, ob euch die Wäsche als Befeuchter ausreicht. 😉
      Aber klar ist, bei Befeuchtung der Luft (egal aus welcher Quelle), steigen die Heizkosten.
      Liebe Grüße, Sibylle

      • Queen All

        Die Hygrometer liegen hier schon. Das ist hochspannend, wie sich verschiedene Tätigkeiten auswirken und sich die Zahlen über den Tag entwickeln 🙂
        Aber die Pflanzen scheinen ihren Job gut zu machen, die Wäsche muss also nicht ins Wohnzimmer umziehen.

        • miteigenenhaenden

          Na prima! Pflanzen sehen auch hübscher aus als eine Wäscheständer. 🙂

      • Herr13

        Hallo Sibylle, wir haben uns gleich 3 Hygrometer gekauft, da sich nach 21 Jahren im Wohnzimmer plötzlich da Laminat angehoben hat. Ist auf jeden Fall interessant zu sehen wie schnell sich die Raumluft „entfeuchten“ lässt. Je nach Witterung dauert es nur ein paar Minuten und die Feuchtigkeit ist um 20% gesenkt.
        Deine Kostenrechnung ist auf jeden Fall sehr interessant, hab ich mir so auch noch nie Gedanken drüber gemacht.
        Liebe Grüße Herr13

        • miteigenenhaenden

          Hallo Herr13!
          Das ist schon heftig, wenn sich das Laminat hebt. Wäre das nicht erst nach 21 Jahren passiert, hätte ich gesagt, dass das Laminat ohne ausreichenden Abstand zu dem Wänden eingebaut wurde, aber wenn es so lange funktioniert hat, kann es wirklich fast nur an der Feuchtikeit liegen.
          Mit 3 Hygrometern habt ihr das aber jetzt im Blick.
          Liebe Grüße, Sibylle

          • Herr13

            Die 3 Hygrometern habe wir auf natürlich auf 3 Zimmern des Hauses verteilt, nicht das da was falsch verstanden wurde 😊
            Liebe Grüße

          • miteigenenhaenden

            😃 Ich hab´s mir schon gedacht.
            Liebe Grüße zurück

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